Schwerpunkt Molekulare Tumorgenetik

Myome und Myosarkome

Ein Myom ist ein gutartiger Muskeltumor. Je nach dem Ursprung der Myomzellen werden Myome noch unterschieden in:

  • Leiomyom, Myoma levicellulare (lat. levis glatt, cellula Zelle), dieses besteht aus glatten Muskelfasern und bildet scharf abgesetzte, oft gelappte Geschwülste. Im klinischen Sprachgebrauch wird dieser Tumor als Uterusmyom bezeichnet. Er ist der häufigste gutartige Gebärmuttertumor.
  • Fibroleiomyome enthalten neben den Muskelfasern noch reichlich Bindegewebe.
  • Adenomyome enthalten neben Muskelzellen auch Drüsenzellen, die im Falle eines Gebärmuttermyoms embryonale Reste des Wolff'schen Ganges sein können.
  • Rhabdomyom: Myoma striocellulare (gr. rhabdos Streif) besteht aus quergestreiften Muskelfasern der Herzmuskel- beziehungsweise Skelettmuskelzellen.

Die bösartige Form eines Muskeltumors wird als Leiomyo- oder Rhabdomyosarkom bezeichnet.

Myome treten vorwiegend zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr auf. Etwa 60% der Frauen bis 45 Jahre entwickeln Myome, die in etwa der Hälfte der Fälle Symptome veruersachen. Bei Frauen  in der Menopause bilden sich sich Myome mit dem sich verändernden Hormonhaushalt häufig wieder zurück. Frauen, die bis zu den Wechseljahren keine Myome hatten, können danach auch keine mehr bekommen. Myome an sich sind zwar nicht gefährlich, aber sie können gefährliche Komplikationen auslösen.

Zu den häufigen Symptomen zählen:

  • Blutungsstörungen: Dazu zählt eine verstärkte Regelblutung (Hypermenorrhoe), eine verstärkte und lang anhaltende Blutung (Menorrhagie) und Zwischenblutungen außerhalb des normalen Zyklus (Metrorrhagie)
  • Heftige, z.T. wehenartige Schmerzen während der Monatsblutung. Bei starken Blutungen können Blutgerinsel entstehen, deren Ausscheidung Krämpfe verursachen kann.

Zu den weniger häufigen Symptomen von Myomen zählen:

  • Starker Harndrang
  • Verstopfung
  • Bauch- oder Rückenschmerzen
  • Nieren-, Bein- oder Seitenschmerzen
  • Fremdkörpergefühl, das sich bei körperlicher Anstrengung, beim Bücken oder während des Geschlechtsverkehrs verstärken kann

Myome sind die häufigste Ursache für Hysterektomien und verursachen dem Gesundheitssystemen immense Kosten. In den USA wird bei jeder dritten Frau wird vor Erreichen des 60. Lebensjahres eine Gebärmutterentfernung vorgenommen. Laut einer aktuellen Studie sind die dem Gesundheitswesen durch Leiomyome entstehenden Kosten etwa so hoch wie die für Brustkrebs und Darmkrebs zusammen!

Etwa 1/4 der Myome werden von Chromosomenrearrangements verursacht, wodurch in der überwiegenden Anzahl der Fälle das HMGA2 Gen aktiviert wird. Die Hälfte aller Myome werden jedoch durch Punktmutationen im MED12 Gen verursacht. Das verbleibende Viertel, in dem weder das MED12- noch das HMGA2 Gen betroffen sind, sind Gegenstand unserer Forschung.

 

Forschungsthemen

Am Institut für Medizinische Genetik beschäftigen wir uns mit den genetischen Ursachen von Myomen, den gentischen Veränderungen in Leiomyomen und mit den Mechanismen, durch die Leiomyosarkome aus Leiomyomen entstehen können:

  • Zellen mit MED12 Mutationen gehen in Zellkultur verloren. Warum? Kann der Zellverlust verhindert werden?
  • Durch welche genetischen Veränderungen (außer MED12 Mutationen und HMGA2 Rearrangements) werdenLeiomyome verursacht?
  • Durch welche Prozesse können aus gutartigen Leiomyomen maligne Leiomyosarkome entstehen?
  • Welche Auswirkungen haben die genetischen Veränderungen in Uterussarkomen auf das Transkriptom?

Meist gibt es von Uterussarkomen (wie auch bei anderen Tumoren) nur Gewebeproben in  Formalin-fixierter, Parafinn-eingebettener (FFPE) Form. DNA aus Parafin-eingebetteten Geweben ist typischerweise stark degradiert und für die meisten molekulargenetischen Methoden nicht nutzbar. Seit kurzem ist es jedoch möglich, mit der sog. Molecular Inversion Probe (MIP) Technologie selbst hochdegradierte DNA mit Fragmentlängen von nur 40 Basenpaare mit Hilfe spezieller DNA-Chips (Affymetrix OncoScan) zu analysieren. Es können sogar Paraffinblöcke benutzt werden, die älter als 10 Jahre sind. Diese Arrays bieten eine Auflösung von 50–100 kb in 900 Krebs- relevanten Genen und im übrigen Genom eine Auflösung von 300 kb. Die Detektion von kopieneutralen Heterozygotieverlusten (LOH) ist ebenfalls möglich. 
In Norddeutschland gibt es neben uns nur eine weitere Einrichtung, die diese Technologie anbieten kann!

 

Ziel der Forschung an Tumoren der Schilddrüse am Institut für Medizinische Genetik ist es ein Verständnis über die genetischen Grundlagen bzw. Ursachen, die zur Entstehung von solchen Schilddrüsenveränderungen führen, zu gewinnen. 
MicroRNAs (miRNAs) sind kleine (20–24 Nukleotide), nichtkodierende Ribonukleinsäuren, die durch Regulation der Genexpression auf der posttranskriptionalen Ebene in physiologische Prozesse wie Wachstum, Differenzierung und Apoptose eingreifen. Insbesondere für das papilläre Schilddrüsenkarzinom wurde eine typische Überexpression mehrerer miRNAs (u. a. miRNA 146b, 221 und 222) gezeigt.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat Jörn Bullerdiek

Tel.: (0381) 494 7083

joern.bullerdiek(at)med.uni-rostock.de